Kaufberatung Fahrradreifen
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Du brauchst neue Reifen für dein Fahrrad oder E-Bike? Wir erklären hier Schritt für Schritt, wie du die passenden Reifen findest – und alles, was du beim Kauf sonst noch über Fahrradreifen wissen musst.

Mann mit Fahrradreifen
Foto: pd-f I Niels Flemm

Egal ob E-Bike oder traditionelles Fahrrad, egal ob Urban Bike, Gravelbike oder Cruiser Bike: Die Reifen sind eines der wichtigsten Teile am Fahrrad. Denn sie entscheiden maßgeblich über das Fahrgefühl und die Sicherheit. Warum? Weil die Reifen Einfluss auf alle entscheidenden Parameter am Fahrrad haben: Rollwiderstand, Pannenschutz, Grip und Kurvenhalt.

Spätestens wenn die Gummis runtergefahren sind, müssen neue her – ein Reifenwechsel kann aber auch nicht schaden, wenn du mit den aktuell montierten Fahrradreifen nicht zufrieden bist, zum Beispiel weil du die öfters einen Platten hast, sie bei Nässe oder auf losem Untergrund keinen sicheren Halt bieten, oder weil das Fahrrad schlecht rollt.

Wir erklären hier, was du über Fahrradreifen wissen musst, und wie du den perfekt passenden Reifen für dein Fahrrad oder E-Bike findest.

Wann brauche ich eigentlich einen neuen Reifen?

Du solltest die Reifen an deinem Fahrrad oder E-Bike nicht erst tauschen, wenn er einen Defekt hat. Ist ein Fahrradreifen auf der Lauffläche stark abgefahren – oft ist in der Mitte eine leichte Kannte erkennbar – dann muss ein neuer her. Wenn das Gummi bereits rissig wird oder die Karkasse, also das Netzgewebe unter der Gummischicht, bereist sichtbar wird, dann wird der reifen sogar zum Sicherheitsrisiko und du musst ihn sofort wechseln. Viele Fahrradreifen besitzen eine Verschleißanzeige – eine schmale, durchgehende Vertiefung oder mehrere regelmäßig verteilte Vertiefungen. Wenn die nicht mehr zu erkennen sind, ist er reifen so stark abgefahren, dass du ihn tauschen musst.

Schritt 1: Welche Reifengröße passt?

Im ersten Schritt musst du wissen, welche Größe die Reifen für dein Fahrrad haben müssen. Zwei Maße sind dabei wichtig. Fix ist das Maß, welchen Durchmesser die Felge beziehungsweise der darauf montierte Reifen überhaupt haben muss. Bei Fahrrädern für Erwachsene gibt es die Größen 26 Zoll, 27,5 Zoll (auch 650B genannt), 28 Zoll, und 29 Zoll. Kinderräder haben kleinere Reifen, gängig sind hier 16, 20 und 24 Zoll.

Das zweite entscheidende Maß ist die Breite des Reifens, auch sie wird meist in Zoll angegeben und variiert je nach Fahrrad-Typ zwischen 0,75 und bis zu 2,6. Bei der Breite hast du Spielraum: Etwas schmaler als der aktuell montierte Reifen geht immer. Wenn du einen etwas breiteren Reifen montieren willst, zum Beispiel für etwas mehr Komfort, dann musst du checken, ob zwischen den Ketten- und Sitzstreben, in der Gabel und unter den Schutzblechen genug Platz vorhanden ist. Generell solltest du nie zu stark von der aktuell montierten Breite abweichen. Am einfachsten orientierst du dich am aktuell montierten Reifen, auf dem das passende Maß angegeben ist, und zwar in einer dieser Angaben:

Reifenmaß in Zoll, z.B. 28 x 1,75 (der Reifen hat 28 Zoll Durchmesser und 1,75 Zoll Breite).

Reifenmaß nach ERTO in Millimetern, z.B. 35 – 622 (der Reifen ist 35 mm breit und hat einen Durchmesser von 622 mm)

Schritt 2: Welchen Reifentyp brauche ich?

Brauchst du einen Reifen mit Profil oder einen glatten Slick – oder irgend etwas dazwischen? Es gibt zahlreiche unterschiedliche Oberflächen, zwischen denen du dich bei Fahrradreifen entscheiden kannst. Grundsätzlich gilt:

Reifen ohne Profil (Slicks)

  • geringer Rollwiderstand
  • hoher Grip auf glattem, festem Untergrund
  • leichter als vergleichbare Reifen mit Profil
  • schlecht auf losem Untergrund

Reifen mit Profil (Stollenreifen)

  • guter Halt auf losem Untergrund
  • schwerer als vergleichbare Slicks
  • höherer Rollwiderstand

Daraus ergibt sich: Auf einem Mountainbike brauchst du einen Stollenreifen, auf einem Urban Bike einen Slick, logo. Etwas schwieriger wird es zum Beispiel bei Touren- oder Trekkingbikes, mit dem du sowohl auf festem Untergrund, aber auch mal auf Schotterwegen oder Forstwegen unterwegs bist. Hier gilt es abzuwägen, wo du hauptsächlich unterwegs bist, und was dir wichtiger ist: sicherer Grip auf jedem Untergrund oder geringer Rollwiderstand? Als Kompromiss gibt es auch sogenannte Semi-Slicks mit glatter Lauffläche in der Mitte und leichten Stollen seitlich.

Wichtig zu wissen: Du kannst auch mit einem wenig profilierten Reifen oder einem Slick den Halt auf unebenem Untergrund verbessern, indem du den Luftdruck verringerst, denn so vergrößert sich die Kontaktfläche des Reifens zum Untergrund – mit dem Nachteil von höherem Rollwiderstand und einem höheren Pannenrisiko. Experimentiere etwas und verringere Schrittweise den Reifendruck, bis du das Optimum für deine Bedürfnisse herausfindest.

Schritt 3: Was ist mit dem Pannenschutz?

Die meisten Reifen besitzen serienmäßig eine spezielle Schicht zwischen Gummi und Karkasse, die besonders resistent gegen Durchstiche ist, also zum Beispiel Scherben oder andere spitze Gegenstände. In den letzten Jahren haben sich diese Pannenschutzschichten deutlich verbessert, sie wurden leichter und geschmeidiger, wodurch sie den Rollwiderstand nur noch unwesentlich verschlechtern – das war früher ein Problem. Heute kann man also sagen: Auf guten Pannenschutz solltest du bei Fahrradreifen nicht verzichten, egal ob du in der Stadt, auf Touren oder im Gelände unterwegs bist. Im Zweifel solltest du in einen etwas teureren Reifen investieren, der dafür eine moderne Pannenschutzschicht besitzt und trotzdem kaum schwerer ist als ein günstigerer reifen mit schlechterem Pannenschutz.

Schritt 4: Weitere Eigenschaften von Fahrradreifen?

Abgesehen von den vielen Funktionen, die ein Fahrradreifen erfüllen muss, haben manche Modelle noch weitere praktische Features parat, über die du nachdenken kannst. Bist du auch bei Dämmerung oder nachts mit dem Fahrrad unterwegs, dann sind Fahrradreifen mit Reflektoren eine gute Sache. Meist ist auf der Seitenwand durchgehend ein reflektierender Streifen aufgebracht – der erhöht deine Sichtbarkeit und damit Sicherheit enorm.

Eher was für echte Vielfahrer sind Tubeless-Reifen: Hier kommt der Reifen ohne Schlauch aus. Beim Auto und Motorrad ist das völlig normal, bei Fahrradreifen nur am Mountainbike weit verbreitet. Die Vorteile von Tubeless-Reifen am Fahrrad: Das System ist leichter, rollt besser, und bietet in Verbindung mit einer speziellen Pannenschutzmilch auf Latex-Basis auch extrem hohen Pannenschutz. Die Nachteile: Tubeless-Reifen funktionieren nur auf speziellen tubeless-tauglichen Felgen, und sie sind recht teuer.

Schritt 5: Sonst noch was?

Wenn du neue Reifen montierst, solltest du mindestens genau prüfen, in welchem Zustand der bisher verwendete Schlauch ist – und ihn im Zweifel auch ersetzen. Denn auch der Schlauch altert und ist dauerndem Stress ausgesetzt, vor allem in dem Bereich, in dem das Ventil eingeklebt ist. Außerdem solltest du bei der Gelegenheit auch das Felgenband checken. Sitzt es noch mittig? Es besteht aus Kunststoff, der im Laufe der Zeit rissig werden kann oder sich im Bereich der Löcher für die Speichennippel in der Felge verformen kann.

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Erscheinungsdatum 19.04.2023