So findest du das passende Kinderfahrrad
Der BikeX-Kinderfahrrad-Guide

Fahrräder für Kinder und Jugendliche müssen einiges können und noch viel mehr aushalten. Wie findet man die passende Größe? Wie schwer darf ein Kinderfahrrad sein? Und wie tief muss man dafür in die Tasche greifen? Wir geben Tipps und erklären, worauf es ankommt!

Kinder und Jugendliche mit Woom Bikes
Foto: Woom

Ein Kinderfahrrad sollte vom ersten Tag an passen und gleichzeitig möglichst lange halten. Doch das Angebot an Kinderrädern ist riesig, Fragen dazu gibt es viele. Es empfiehlt sich also, sich vor dem Kauf über die entscheidenden Kriterien wie Größe, Gewicht, Ergonomie und Kosten zu informieren. Damit das nicht zur zeitraubenen Recherche ausartet, haben wir die wichtigsten Fakten zum Thema Kinder- und Jugendfahrrad für dich zusammengefasst!

Zwei Jungen auf Puky Fahrrad
Puky I Oliver Tjaden

Alter, Körpergröße, Schrittlänge – worauf kommt es an?

Grundsätzlich gibt natürlich das Alter des Kindes eine erste Orientierung hinsichtlich der passenden Fahrradgröße. Fest steht allerdings auch, dass gleichaltrige Kinder bei weitem nicht gleich groß sind. Betrachtet man etwa ein Klassenfoto einer ersten Klasse, wird man feststellen, dass es hier deutliche Größenunterschiede gibt. Auch die motorische Entwicklung von Kindern verläuft nicht gleichermaßen. Über einen Kamm scheren lassen sich Kinder und Jugendliche also nicht!
Neben dem Alter sind auch Körpergröße, Schrittlänge und die individuelle Entwicklung wichtige Faktoren, wenn es darum geht, das ideale Fahrrad zu finden.

Größen-Check: So findest du das passende Kinderfahrrad

Solltest du mit dem Gedanken spielen, das Kinderad "ein bisschen größer zu kaufen, weil das Kind ja bald hereinwächst", dann schiebe diesen Gedanken bitte schleunigst zur Seite.
Wir kaufen unsere Jeans-Hosen ja auch nicht zwei Größen größer, weil wir in den nächsten drei Monaten vielleicht noch wachsen ...

Zwei Mädchen fahren auf ihren Woom Bikes
Woom

Beachte: Ein Kind sollte jederzeit sicher vom Fahrrad absteigen können. Ist der Rahmen zu groß, ist das nicht gewährleistet und das Kind kann sich zum Beispiel beim Absteigen verletzen. Solche Erfahrungen bleiben lange in Erinnerung und tragen dazu bei, dass Kinder die Freude am Radfahren verlieren!

✔ Sitzhöhe: Achte darauf, dass dein Kind, wenn es im Sattel sitzt, mit beiden Füßen sicher auf den Boden kommt. Ist das nicht möglich, selbst wenn der Sattel in der tiefsten Position ist, dann ist das Fahrrad zu groß!

✔ Rahmengröße: Für sicheres Auf- und Absteigen in jeder Situation ist die passende Rahmenhöhe entscheidend. Steht das Kind zwischen dem Rahmen, sollten zwischen Oberrohr und Schritt einige Zentimeter Platz sein, d.h. das Kind sollte nicht auf dem Rahmen aufsitzen. Das ist wichtig, damit sich dein Kind vor allem beim Absteigen nicht verletzt. Sitzt das Kind auf dem Oberrohr, ist das Fahrrad (noch) zu groß! Zu klein wäre das Fahrrad bzw. der Rahmen, wenn dein Kind bei voll ausgezogenem Sattel mit stark angewinkelten Beinen fährt und dabei fast den Lenker berührt.

✔ Laufradgröße: Die gängigste Größenangabe für Kinderfahrräder ist der Durchmesser der Räder (auch Laufräder genannt). Die Radgröße wird in Zoll angegeben (1 Zoll = 2,54 Zentimeter). Kinderfahrräder beginnen bei zwölf Zoll und reichen in Zweierschritten bis hinauf zu 26 Zoll. Die Zollangabe ist bei der Suche nach dem passenden Kinderfahrrad ein erster Richtwert. Quelle: Puky

Vier Kinder fahren auf einer Wiese Fahrrad
Ku Bikes

Wie schwer darf ein Kinderfahrrad sein?

Kind trägt Fahrrad Treppe hinunter
Ku Bikes

Stell Dir vor dein Fahrrad wiegt halb so viel wie Du! Bei mir (Frau, 160 cm, 56 kg) würde das bedeuten, dass mein Fahrrad ca. 28 kg wiegt. Ein durchschnittlich gebauter Mann von etwa 180 cm mit 75 kg würde dann aufgerundet schon 38 kg Fahrrad bewegen. Wir gehen davon aus, dass die oben genannten Personas keine E-Bikes haben, sondern "normale" Fahrräder. Lässt man sich das auf der Zunge zergehen, dann klingt das äußerst unattraktiv.

Bei Kinderfahrrädern ist die Relation 2:1 von Fahrergewicht zu Fahrradgewicht keine Seltenheit. Teilweise liegt das Gewicht sogar noch darüber! Gehen wir von dem Durchschnittsgewicht eines 6-jährigen Kindes aus, so liegt das bei etwa 20 kg. Herkömmliche Fahrräder für diese Altersklasse wiegen im Schnitt 11,5 kg und mehr. Da lohnt es sich doch, genauer hinzuschauen! Denn eine kleine Ersparnis von einem haben Kilo bedeuten eventuell schon eine Gewichtsreduktion von 5 Prozent!

Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Herstellern, die sich auf den Bau leichter, kindgerechter Kinder- und Jugendfahrräder spezialisiert haben! Denn je leichter das Fahrrad ist, desto leichter lässt es sich fortbewegen und desto intuitiver ist das Handling!

Nachgehakt: Das sagt der Fachmann

Martin Raeder betreibt seit 2011 in Dresden ein Fachgeschäft für hochwertige Touren-/ Reiseräder, sowie Mountainbikes und Kinderräder. Die Nachfrage nach Kinderrädern nahm in den letzten Jahren so stark zu, dass mangels räumlicher Kapazität nicht mehr möglich war, diese zu bedienen. 2020 war die logische Konsequenz mit Meißner-Raederchen einen eigenen Fahrradladen für Kinder und Eltern zu eröffnen. Das Geschäft ist der erste Woom-Bikes-Store und bietet das komplette Portfolio sowie entsprechendes, kindgerechtes Zubehör. Wir haben uns mit Martin unterhalten. Auf BikeX erklärt der Experte, warum das Konzept aufgeht und welche Tücken der Gebrauchtkauf mit sich bringen kann.

Inhaber Martin Raeder in seinem Fahrradgeschäft
Klaus Gigga
1. Ein Fahrradladen extra für Kinder. Was ist daran anders und braucht es das wirklich?

In unserem Geschäft geben wir dem Thema Kinderfahrrad einen extra Raum. Der Laden ist kindgerecht eingerichtet: Es gibt Spiel- und Malecken, Bücher und ein Schaukelfahrrad, um Wartezeiten zu überbrücken. Anfassen ist erlaubt, sogar erwünscht. Kinder fühlen sich bei uns wohl. Um eine adäquate Beratung mit Probefahrt zu ermöglichen, haben wir – auch in Zeiten von Lieferknappheiten – jedes Woom-Modell in den Größen von 12- 26 Zoll als Musterrad einmal im Laden.

2. Martin, Hand auf’s Herz! Was muss man für ein vernünftiges Kinderfahrrad ausgeben?

Wir sind ja quasi ein "One-Brand-Store", bieten das gesamte Angebot von Woom und darüber hinaus Zubehör anderer Hersteller. Ein Laufrad kostet bei uns ab 180 Euro, hochwertige und leichte Kinderfahrräder sind je nach Modell und Ausstattung ab 350-400 Euro zu haben.

3. Thema 2nd-Hand-Kauf. Was gibt es zu beachten, wenn man ein gebrauchtes Kinderfahrrad kaufen möchte?

Grundsätzlich gilt: Wenn ich mich auskenne, die genaue Größe weiß und mit der verbauten Technik auf Stand bin, dann spricht im Prinzip nichts gegen einen 2nd-Hand Fahrrad. Entgegen aller Spekulationen ist ein Gebrauchtkauf jedoch nicht immer günstiger. Das liegt an Lieferengpässen, mit denen die Hersteller derzeit zu kämpfen haben. Der Gebrauchtmarkt für hochwertige Kinderfahrräder ist praktisch leergefegt. Wenn ich dennoch was finde, dann kostet das fast den Neupreis. Ob ich da mitgehe, würde ich mir auf jeden Fall zweimal überlegen, zumal ich das Fahrrad nicht immer vor Ort ansehen kann, um eventuelle Mängel und Schäden aufzudecken. Hinzu kommt, dass vor allem beim Versand vorab nicht überprüft werden kann, ob z.B. die Bremsen leichtgängig sind und das Kind die Schaltung gut bedienen kann.

4. Leichtbau vs. Robustheit – Was ist wichtiger bei einem guten Kinderfahrrad?

Ein sinnvoller Mix ist das A und O. Deswegen setzen wir auf einen Hersteller, der ausschließlich Kinder- und Jugendfahrräder anbietet. Diese Fahrräder sind vergleichsweise sehr leicht, gleichzeitig robust und haben eine vernünftige Ersatzteilversorgung. Von übertriebenem Leichtbau, wie z.B. Carbon-Felgen für Kinderfahrräder halte ich nichts. Die Faktoren Gewicht, Robustheit und Preis sollten in einem guten Verhältnis zueinander stehen.

Fahrradgeschäft für Kinderfahrräder in Dresden
Klaus Gigga

Wir haben eine Übersicht leichter Kinderfahrräder und Jugendfahrräder erstellt. Hier gibt es einen ersten Überblick und vielleicht ist hier das passende Fahrrad für dein Kind dabei?

Kinderfahrrad: Fachgeschäft vs. Online-Kauf?

Wie bei vielen anderen Anschaffungen lockt auch beim Kinderfahrrad das Internet mit zahlreichen Angeboten. Nicht selten lässt sich bei einem Online-Kauf bares Geld sparen. Doch ist das alles? Wir beleuchten die Vor- und Nachteile.

Vor- & Nachteile Fachhandel

✔ Beratung und Probefahrt vor Ort
✔ Expertenmeinung
✔ Ansprechpartner im Servicefall
✔ Zubehör und Ersatzteile
✔ Fahrtechnikkurse, 2nd Hand-Börsen
✘ nicht überall gibt es Fachhändler mit einer guten Auswahl
✘ eventuell teurer

Vor- & Nachteile Online-Kauf

✔ große Auswahl verfügbarer Modelle
✔ ggf. Preisersparnis durch Rabattaktionen
✔ Lieferung an die Haustüre
✘ keine Beratung und Probefahrt möglich
✘ Fahrrad muss selbst zusammengebaut werden
✘ Aufwendige Logistik, wenn es nicht passt
✘ kein direkter Ansprechpartner

Fazit: Am Ende muss jeder selbst entscheiden, ob sich ein Kauf im Internet lohnt. Wer sich auskennt und auf kompetente Beratung verzichten kann, kann hier unter Umständen ein Schnäppchen schlagen. Vor einem Fehlkauf ist man dennoch nicht gefeit...