Greenwashing ist in aller Munde. Doch was genau ist das eigentlich? Und woran erkenne ich es bei Fahrradprodukten?
Greenwashing ist in aller Munde. Doch was genau ist das eigentlich? Und woran erkenne ich es bei Fahrradprodukten?
Ein Fahrradtrikot, das aus recyceltem Ozeanmüll produziert wurde. Kettenöl, das aus umweltverträglichen Stoffen besteht. Und Reifen aus ökologisch angebautem Löwenzahn. Längst hat das Thema Nachhaltigkeit auch die Fahrradindustrie erfasst. Immer mehr Marken werben mit nachhaltig produzierten Produkten und umweltfreundlichen Kampagnen – um sich in Zeiten des Klimawandels klar zu positionieren. Das kommt nicht von ungefähr, schließlich kaufen Kundinnen und Kunden immer bewusster ein. Dementsprechend spielt auch das Image einer Marke oder eines Produktes im Hinblick auf ihrer bzw. seiner Umweltfreundlichkeit eine immer größere Rolle. Doch nicht immer sind diese Kampagnen so wirkungsvoll und so umweltfreundlich, wie sie möglicherweise gemeint sind. Greenwashing nennt sich dieses Phänomen, das längst auch in der Fahrradbranche angekommen ist.
Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat der Anteil der Verbraucher, denen ein nachhaltiger und umweltfreundlicher Lebensstil wichtig ist, in den letzten Jahren stark zugenommen: 74 Prozent der Deutschen machen sich laut den Marktforschern heute wegen Umweltverschmutzung Sorgen, 69 Prozent fürchten den Klimawandel. Über zwei Drittel (68 Prozent) fordern von Unternehmen, sich möglichst umweltbewusst zu verhalten, zum Beispiel durch den Einsatz umweltfreundlicher Materialien. Es ist daher keine Überraschung, dass diese erhöhte Nachfrage nach nachhaltigen Produkten auch bei Fahrradprodukten eine immer größere Rolle spielt. Bei Fahrradbekleidung gibt es schon heute kaum noch Marken, die ihre Produkte mit umweltfreundlichen Kampagnen bewerben. Auch bei Fahrradzubehör finden sich Nachhaltigkeitsfaktoren immer öfter in den Produkttexten. Und selbst Radhersteller versuchen sich immer öfter entsprechend zu positionieren – beispielsweise mit Kampagnen, mit denen die Firmen ihren CO2-Fußabdruck reduzieren wollen oder sich anderweitig für Klima und Umwelt engagieren.
Genau hier kommt Greenwashing ins Spiel, ein Begriff, der ursprünglich im Jahr 1986 vom Umweltschützer Jay Westervelt geprägt worden war. Greenwashing bedeutet zu Deutsch "Grünwaschen". Diese Übersetzung zeigt bereits sehr gut, worum es sich bei Greenwashing handelt: eine Marketing-Strategie, die es Unternehmen ermöglicht, sich und ihre Produkte grüner und somit nachhaltiger darzustellen, als sie in Wirklichkeit sind. Der Kundschaft wird beispielsweise eine soziale sowie ökologische Unternehmensverantwortung vorgegaukelt, um sie bzw. ihn zum Kauf zu bewegen. Das ist umso schwieriger, als Verbraucherinnen und Verbraucher, die glauben, ihr Geld in nachhaltige Produkte zu investieren, getäuscht werden. Dies kann mit vermeintlich "grünen" Symbolen, grün gestalteten Verpackungsmaterialien oder entsprechenden Werbeslogans geschehen.
Die Problematik von Greenwashing ist simpel: Ein nicht nachhaltiges Produkt schadet schließlich auch dann der Umwelt, wenn es als nachhaltig angepriesen wird, gleichzeitig aber nicht nachhaltig ist. Greenwashing-Produkte machen zwar auf die Notwendigkeit von Umweltschutz aufmerksam, gleichzeitig tragen sie lange nicht so viel zum Schutz der Natur bei, wie es von den Endverbraucherinnen und Endverbrauchern beim Kauf angenommen wird.
Dementsprechend wichtig ist es, Greenwashing-Produkte zu erkennen. Im Folgenden haben wir fünf Merkmale gesammelt, die darauf hindeuten können, dass ein Produkt "grüner" beworben wird, als es letztendlich ist.
Im Umkehrschluss gibt es aber auch Faktoren, die die Nachhaltigkeit eines Produktes glaubhaft untermauern. Auch hier haben wir fünf entsprechende Faktoren gesammelt.
Greenwashing muss nicht immer im Verborgenen stattfinden, sondern kann erkannt werden. Eine weitere Möglichkeit ist dabei auch das aktive Nachfragen bei Marken – etwa in den sozialen Netzwerken. Antwortet eine Firma hier nur allgemein oder fokussiert sich auf einzelne grüne" Aktivitäten, die eigentlich nur eine Nebenrolle spielen, aber nicht den Kern des Unternehmens oder des Produktes betreffen, ist dies ebenfalls ein Anzeichen für Greenwashing. So ist die überproportionale Darstellung einer Umstellung auf nachhaltiges Verpackungsmaterial nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn das Produkt zuvor in einer Fabrik in Asien gefertigt und anschließend um die halbe Welt geschifft wird.