Der Copenhagenize-Index
Die zehn besten Fahrrad-Städte der Welt

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Wie gut sind die internationalen Metropolen auf Radfahrerzugeschnitten? Eine Antwort auf diese Frage gibt der Copenhagenize Index.

People cycling in Copenhagen
Foto: Getty Images / LeoPatrizi

Welche ist die fahrradfreundlichste Stadt der Welt? Seit dem Jahr 2011 versucht der Copenhagenize-Index diese Frage zu beantworten. Prinzipiell handelt es sich dabei um einen Index, der für die Bemühungen von Städten, das Fahrrad als praktikables, akzeptiertes und praktisches Verkehrsmittel zu etablieren, Punkte vergibt. So werden etwa die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur einer Stadt, eine auf Radfahrer zugeschnittene Politik, Einrichtungen wie Bike-Sharing-Systeme oder die Einschränkung der Autonutzung in den Index miteinbezogen.

Insgesamt sind derzeit weltweit über 600 Städte mit mehr als 600.000 Einwohnern in dem alle zwei Jahre aktualisiert Index erfasst. In der aktuellen Ausgabe aus dem Jahr 2019 dominieren dabei die europäischen Städte das Ranking. Insbesondere Skandinavien, die Benelux-Staaten und Frankreich sind die Vorreiter, wenn es um die Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte geht. Eine deutsche Stadt hat es in der letzten Ausgabe dagegen noch nicht in die nachfolgend präsentierten Top Ten geschafft.

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Modern Copenhagen
Getty Images / shishic

1. Platz: Kopenhagen

Kopenhagen ist die Fahrrad-freundlichste Stadt der Welt – und das bereits seit Jahren. Seit 2015 steht die dänische Hauptstadt an der Spitze des Copenhagenize-Index, nachdem man damals Amsterdam von der Führungsposition verdrängt hat. Ein Status, den man nicht ohne Grund hat: Knapp 1,5 Millionen Kilometer legen die Kopenhagener jeden Tag mit dem Fahrrad zurück, stolze 62 Prozent der Einwohner pendeln mit ihrem Bike zur Arbeit oder in die Schule. Das sind Zahlen, die keine andere Großstadt in Europa erreicht. Hut ab!

Punktzahl Copenhagenize Index: 90,2 Prozent

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Amsterdam bicycles
Getty Images / Dennis Fischer Photography

2. Platz: Amsterdam

Die Fotos der zahlreichen Radfahrer entlang der Grachten in Amsterdam kennt man. Nicht umsonst hat die niederländische Hauptstadt seit vielen Jahren den Ruf, eine sehr fahrradfreundliche Stadt zu sein. Im aktuellen Copenhagenize Index kommt man verdient auf den zweiten Platz. Derzeit arbeitet man beispielsweise an der Schaffung von Korridoren, die ein stressfreieres Radfahren während der Rushhour ermöglichen. Einige dieser Maßnahmen sind die Verbreiterung bestehender Radwege auf 2,5 Meter und der Bau von mehr Fahrradstraßen. Bis 2025 will die Stadt zudem mehr als 11.000 Parkplätze im Stadtzentrum abbauen und durch Fahrradparkplätze, Bepflanzungen und bessere Fußgängerzonen ersetzen.

Punktzahl Copenhagenize Index: 89,3 Prozent

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Interior of the world's largest bicycle parking garage in Utrecht, Holland
Getty Images / George Pachantouris
In Utrecht steht das größte Fahrradparkhaus der Welt.

3. Platz: Utrecht

Das größte Fahrradparkhaus der Welt steht in Utrecht. 2019 wurde in der niederländischen Stadt ein unterirdisches Parkhaus eingeweiht, das auf drei Etagen Platz für 12.500 Fahrräder schaffen soll. Mit dem 30 Millionen Euro teuren Bau beweist Utrecht einmal mehr sein Engagement für Radfahrer. Damit nicht genug: Derzeit arbeitet man daran, die Anzahl der Fahrradparkplätze im Zentrum auf über 30.000 zu erhöhen. Das Ziel der lokalen Politiker ist, den Radverkehrsanteil, der derzeit bei 25 Prozent liegt, bis 2023 zu verdoppeln. Neben dem Bau von Fahrradparkplätzen sollen dafür radfahrerfreundliche Ampelschaltungen und Schnellspuren für E-Bikes sorgen.

Punktzahl Copenhagenize Index: 88,4 Prozent

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Cyclist crossing a tunnel bridge
Getty Images / Matthias De Boeck

4. Platz: Antwerpen

Die belgische Stadt Antwerpen belegt im Copenhagenize Index seit 2013 kontinuierlich einen Platz unter den besten Zehn. Der jüngste Fahrradplan konzentriert sich auf die Verbesserung des Radwegenetzes durch zahlreiche Maßnahmen: An vielen Kreuzungen sollen Radfahrer Vorfahr bekommen, Ampeln sollen besser auf den Radverkehr zugeschnitten werden und die Geschwindigkeit soll auf 95 Prozent aller Straßen auf 30 km/h gesenkt werden. Zudem sollen Radschnellwege in Zukunft die gesamte Region erschließen. Die Investitionen zeigen Wirkung: Der Anteil des Fahrradverkehrs in Antwerpen ist zwischen 2014 und 2018 von 29 Prozent auf 33 Prozent gestiegen. Spannend: Die weiblichen Radpendlerinnen sind in Antwerpen in der Überzahl.

Punktzahl Copenhagenize Index: 73,2 Prozent

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View of Strasbourg, France
Getty Images / MonikM

5. Platz: Straßbourg

Straßburg ist die Fahrradstadt Nummer eins in Frankreich. Im Copenhagenize Index reicht dies zu Rang fünf. 16 Prozent der Straßburger Einwohner fahren mit dem Fahrrad zur Arbeit, fast die Hälfte davon sind Frauen. Es gehört dabei wie selbstverständlich zum Stadtbild, dass städtische Angestellte, Lieferfirmen und Privatpersonen für ihre täglichen Aufgaben Lastenräder benutzen. Stark: Insgesamt gibt es im Ballungsgebiet mehr als 600 Kilometer an Radwegen. Praktisch: Straßburgern und Besuchern stehen 6000 Räder durch das System Vélhop zur Verfügung, die ganzjährig rund um die Uhr an verschiedenen Selbstbedienungsstationen oder in Shops gemietet werden können.

Punktzahl Copenhagenize Index: 70,5 Prozent

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Bordeaux city in France
Getty Images / RossHelen

6. Platz: Bordeaux

Bordeaux belegt im internationalen Städtevergleich Position sechs. In den letzten Jahren wurden Autos unter anderem von der historischen Brücke „Pont de pierre“ verbannt, was zu einem Anstieg des Fahrradverkehrs um 20 Prozent auf dem Korridor führte. Der Gesamt-Fahrradanteil liegt derzeit bei 13 Prozent, die Stadt arbeitet allerdings hart daran, diesen Wert zu steigern. Dabei ist man selbst Vorbild: Beschäftigten der Stadt wurden so 200 E-Bikes zum Pendeln zur Verfügung gestellt. Auch werden im Stadtzentrum derzeit zahlreiche Parkplätze für Lastenräder geschaffen.

Punktzahl Copenhagenize Index: 68,8 Prozent

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Commuter cycling fast at work in the morning
Getty Images / LeoPatrizi

7. Platz: Oslo

Der „Rising Star“ unter den Städten – so bezeichnet der Copenhagenize Index Oslo. Der Grund: Die norwegische Hauptstadt springt von Platz 19 im Jahr 2017 auf Rang sieben im aktuellen Ranking. Die Ursache dafür ist der seit 2015 stark vorangetriebene Fahrradplan. Mit einem Fokus auf die Innenstadt hat man 2017 den mutigen Schritt gewagt, Autos auf einer Fläche von 1,3 Quadratkilometern aus dem Stadtkerns zu verbannen. Seit 2017 wurden zudem mehr als 1.000 Autoparkplätze zugunsten von Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur entfernt.

Punktzahl Copenhagenize Index: 62,5 Prozent

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Reflection view of Eiffel tower and river Seine in morning light
Getty Images / Natthawat

8. Platz: Paris

Paris gilt als Senkrechtstartet, wenn es um die Radinfrastruktur in Europa geht. 2015 rangierte man noch auf Rang 19 im Copenhagenize Index, inzwischen ist man Achter. So hat man in den letzten Jahren zahlreiche Radwege – auch auf der bekannten Champs-Elysées – gebaut. Hinzu kommt das Fahrradverleihsystem Vélib, das mit über 150.000 Mitgliedern zu den größten seiner Art weltweit zählt. Trotz dieser guten Arbeit lag der Radverkehrsanteil 2019 allerdings immer noch unter 5 Prozent. Die französischen Politiker wollen diesen Anteil aber bald in zweistellige Bereiche bringen.

Punktzahl Copenhagenize Index: 61,6 Prozent

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Bicycle lane with a motion blurred cyclist in Vienna, Austria
Getty Images / Peter Zelei Images

9. Platz: Wien

Rang neun geht an Wien. Damit ist die Donaumetropole die bestplatzierte Stadt aus dem deutschsprachigen Raum. Wien hat in den vergangenen Jahren immer stärker in die Radinfrastruktur investiert. Unter anderem die Stadt in den letzten Jahren mehr 5000 Fahrradabstellplätze eingerichtet und einige dringend benötigte Lücken geschlossen, darunter neue, vorbildliche Radwege am berühmten Getreidemarkt. Die Resultate können sich sehen lassen: Im Jahr 2021 wurden an den automatischen Radverkehrszählstellen mehr als 9,3 Millionen Radfahrende gezählt. Damit wurde der Rekordwert aus dem Jahr 2020 nicht nur gehalten, sondern sogar übertroffen. Seit 2019 ist die Zahl der gezählten Radlerinnen und Radler um 13 Prozent gestiegen. Die Verkehrsforscher des Copenhagenize-Index weisen allerdings darauf hin, dass Wien seine Investitionen weiter erhöhen müsse, um in Zukunft diese Platzierung unter den besten Zehn zu halten.

Punktzahl Copenhagenize Index: 60,7 Prozent

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Bicycle leaning on wall
Getty Images / Janne Hellsten

10. Platz: Helsinki

Auf Platz zehn im aktuellen Ranking der Fahrrad-freundlichsten Städte schafft es Helsinki. Die finnische Hauptstadt verfügt über 1.300 Kilometer Fahrradinfrastruktur, wobei diese derzeit stark erweitert wird. Besonders im Zentrum arbeitet man an der Fahrradfreundlichkeit, so sind zusätzlich zu den bereits existierenden 20 Kilometer Radschnellwege weitere 140 Kilometer geplant. Ein Beispiel für diese Initiative ist die Fahrradautobahn Baana, die in einer alten Industriebahntrasse vom Hauptbahnhof zum Westhafen verläuft. Seit 2016 gibt es zudem ein Bkesharingprogramm mit über 3.500 Fahrrädern. Seit 2018 können Radfahrer ihre Bikes kostenlos in den öffentlichen Zügen mitnehmen. Stark: Einer Umfrage der Verkehrsplaner zufolge fühlen sich 74 Prozent der Einwohner Helsinkis beim Radfahren sicher.

Punktzahl Copenhagenize Index: 59,8 Prozent

Und die deutschen Städte?

Eine deutsche Stadt hat es beim aktuellen Copenhagenize-Index nicht unter die besten Zehn geschafft. Bremen schrammte mit Rang elf immerhin haarscharf an unserem Ranking vorbei. Mit einem Radverkehrsanteil von 25 Prozent erreicht man den höchsten Anteil unter den deutschen Großstädten über 500.000 Einwohner. Berlin schafft es immerhin auf Platz 15, Hamburg ist auf Rang 20 die dritte deutsche Großstadt unter den besten 20 des Copenhagenize-Index.

Die aktuelle Ausgabe
1 / 2023
 1 / 2023

Erscheinungsdatum 19.04.2023