Fahrradstraßen – was ist das?
Straßen mit Vorrang für Radfahrer

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Fahrradstraßen prägen in immer mehr Städten das Straßenbild. Ein Überblick, was Radfahrer hier beachten müssen.

Road marking on bicycle lane in close up
Foto: Westend61 / Getty Images

Eine eigene Straße nur für Fahrradfahrer – was sich im ersten Moment nach einer Wunschvorstellung anhört, wird in mehr und mehr Städten Realität. Im Zuge ihrer Umweltinitiativen installieren viele Stadtverwaltungen immer häufiger sogenannte Fahrradstraßen, also Wege, die Radfahrern (und meist auch E-Scooter-Fahrern) vorenthalten sind. Im Folgenden haben wir für Euch die wichtigsten Fakten zum Thema Fahrradstraßen zusammengetragen.

Was ist eine Fahrradstraße?

Prinzipiell sind Fahrradstraßen Wege, die Fahrradfahrern vorbehalten sind. In Deutschland sind Fahrradstraßen gesetzlich genau geregelt: Auf einer Fahrradstraße beträgt die Höchstgeschwindigkeit beispielsweise für alle Fahrzeuge 30 km/h. Radfahrer haben auf Fahrradstraßen zudem das Recht, jederzeit nebeneinander zu fahren, was laut StVO ansonsten nur erlaubt ist, wenn der restliche Verkehr durch das Nebeneinanderfahren nicht behindert wird. Auf einer Fahrradstraße müssen dagegen Kraftfahrer ihre Geschwindigkeit gegebenenfalls verringern, um die Radfahrer nicht zu behindern oder gefährden.

Fahrradstraßen im Überblick:

  • Auf einer Fahrradstraße sind nur Fahrräder und E-Scooter erlaubt.
  • Auto- und Motorradverkehr kann ggf. erlaubt sein. Dies wird allerdings durch Zusatzschilder gekennzeichnet.
  • Die Höchstgeschwindigkeit beträgt in einer Fahrradstraße 30 km/h.
  • Radfahrer dürfen auf einer Fahrradstraße nicht behindert werden.

Wie erkenne ich eine Fahrradstraße?

In Deutschland erkennt man eine Fahrradstraße am weißen, quadratischen Schild mit einem blauen Kreis mit weißem Fahrradsymbol sowie dem Schriftzusatz "Fahrradstraße”. Während das farbige Symbol den Beginn einer Fahrradstraße markiert, gibt es auch eine Schwarz-Weiß-Version, die das Ende einer Fahrradstraße kennzeichnet. Die Schwarz-Weiß-Variante des Verkehrszeichens ist zudem durchgestrichen, sodass auf den ersten Blick klar wird, dass die besonderen Bedingungen für Radfahrer auf der Fahrradstraße mit diesem Schild enden. Wie bei vielen anderen Verkehrszeichen können Ergänzungen unterhalb der Schilder weitere Bedingungen der Fahrradstraße – etwa die Zulassung von motorisiertem Verkehr.

Fahrradstraßen in Deutschland

Die meisten Fahrradstraßen gibt es derzeit in München. Zum Stand Mai 2021 verfügt die bayerische Landeshauptstadt über 85 Fahrradstraßen mit einer Gesamtlänge von 40 Kilometern, wobei in Zukunft weitere folgen sollen. Die Münchner Stadtverwaltung hat dabei auch konkrete Vorgaben aufgestellt, die für den Bau von Fahrradstraßen erfüllt werden müssen:

  • Ausreichende Fahrbahnbreiten und asphaltierte Fahrbahn
  • Bereits vorhandene oder zukünftig zu erwartende starke Nutzung durch Radfahrer
  • Bestehende Beschilderungen als Radverkehrsrouten
  • Passende Gestaltung der Radverkehrsführung am Beginn und am Ende der Straße
  • Keine Hauptverkehrsstraße, maximale Belastung von 400 Kraftfahrzeugen pro Stunde
  • keine Interessenkonflikte mit dem Linienbusverkehr

Neben München gilt auch Essen als Vorreiter in Sachen Fahrradstraßen. Mit 82 solcher Fahrradwege landet die Stadt im Fahrradstraßen-Ranking nur knapp hinter München. Der Ausbau der Radwege ist Teil des Lead City-Projekts der Stadt Essen. Und auch Bremen ist ein bundesweites Vorbild: Aktuell entstehen dort beispielsweise zwei Fahrradmodellquartiere mit einem durchgängigen Netz von Fahrradstraßen: Deutschlands erste Fahrradzonen.

Fahrradstraßen in anderen Ländern

Fahrradstraßen haben sich in den letzten Jahren auch in vielen anderen Ländern etabliert. In der Schweiz werden die Wege für Fahrradfahrer beispielsweise als Velostraßen bezeichnet und dort seit 2019 mehr und mehr eingeführt. In Österreich sind die Regularien von Fahrradstraßen ganz ähnlich zu denen in Deutschland, wobei die rechtlichen Rahmenbedingungen im Jahr 2013 festgeschrieben wurden.

Fahrradstraßen – derzeitige Probleme

Eigene Straßen nur für Fahrradfahrer – das hört sich so weit prima an. Dennoch gibt es noch zahlreiche Herausforderungen. So sind beispielsweise die genauen Rahmendaten einer Fahrradstraße in der Rechtsprechung noch nicht genau definiert. Auch scheitert die schnelle Umsetzung von Konzepten in vielen Städten an der Bürokratie. Zudem gibt es in der Bevölkerung nach wie vor viele Stimmen gegen Fahrradstraßen. Insbesondere innerstädtische Fahrradstraßen in der Regel mit einer Ausnahmeregelung für Anlieger für den motorisierten Verkehr frei gegeben.

Übrigens: Im Rahmen einer Umfrage zur Bekanntheit von Fahrradstraßen und "Protected Bike Lanes" im Jahr gaben rund 36 Prozent der Befragten an, bereits von Fahrradstraßen gehört, diese allerdings noch nicht benutzt zu haben. 34 Prozent der Teilnehmer sagten das gleiche über die "Protected Bike Lanes" aus. 59 Prozent der Umfrageteilnehmer waren die "Protected Bike Lanes" kein Begriff. Auch dies zeigt, dass das Thema Fahrradstraßen in Deutschland noch Luft nach oben hat.

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Erscheinungsdatum 19.04.2023